Isla de la Juventud – Kuba abseits der Touristenpfade

Von Reiseführern oft stiefmütterlich abgehandelt, von Touristen nur wenig besucht: Einer der unbekanntesten Flecken des Landes befindet sich 100 Kilometer südlich der Hauptinsel des kubanischen Archipels. Dabei hat die Isla de la Juventud („Insel der Jugend“), früher einst „Pinieninsel“ genannt, eine bewegte Geschichte und muss sich auch in puncto Naturschönheit nicht vor dem Rest des Landes verstecken. Mit einer Fläche von 2.204 km² ist die im Volksmund einfach nur „Isla“ genannte Insel die größte Nebeninsel des kubanischen Archipels und sogar die sechstgrößte Insel der gesamten Karibik. Sie ist 70 Kilometer lang und 55 Kilometer breit. Auf ihr Leben rund 85.000 Menschen, davon fast 70.000 allein in der Hauptstadt Nueva Gerona.

Kubas Isla de la Juventud
Kubas Isla de la Juventud

Geschichte

Die Isla war bereits schon vor Kolumbus von der indigenen Bevölkerung Kubas besiedelt, später kamen noch Stämme aus Venezuela und Jamaika hinzu, die in den vorherrschenden Pinienwäldern reiche Jagdgründe und durch die große Küste ideale Bedingungen für den Fischfang vorfanden. Nach der Besiedelung Kubas durch die Spanier und dem damit einhergehenden Verschwinden der Ureinwohner blieb die Insel lange Zeit unerschlossen.
Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert war sie deshalb ein beliebter Rückzugsort für Piraten und andere zwielichtige Gestalten. Auch berühmte Freibeuter wie Francis Drake und Henry Morgan fanden hier Unterschlupf, weshalb sich schon bald viele Mythen um geheime Schätze und verlorene Reichtümer um das Gebiet rankten. Diese sollen den schotteischen Schriftsteller Robert Louis Stevenson zu seinem berühmten Roman „Die Schatzinsel“ inspiriert haben.
Später diente die Insel aufgrund ihrer isolierten Lage als Militärstützpunkt und Gefängnis. Die Hauptstadt „Nueva Gerona“ wurde erst 1830 gegründet, der Andrang der Siedler hielt sich jedoch aufgrund der Abgeschiedenheit in Grenzen, weswegen die Insel schnell den Ruf einer Strafkolonie ereilte. Auch Kubas Nationalheld José Martí saß hier ein, ebenso der junge Fidel Castro samt Mitstreiter nach dem gescheiterten Angriff auf die Moncada-Kaserne im Jahr 1953.

Überreste der Vergangenheit der Insel der Jugend
Überreste der Vergangenheit der Insel der Jugend

Nach dem Sieg der Revolution wurde die Pinieninsel zum Experimentierlabor des Sozialismus und Internationalismus. Tausende Jugendliche aus allerlei Ländern studierten und arbeiteten auf dem Eiland, welches folgerichtig in „Insel der Jugend“ umbenannt wurde. Vor allem der Anbau von Zitrusfrüchten sowie die Förderung des massiv vorhandenen Marmors gewann damals an großer Bedeutung. Auf politischem Gebiet sollte eine egalitäre Gesellschaft als Musterprojekt vorgelebt werden

Mit dem Ende der Sowjetunion erlebte auch die Landwirtschaft der Isla einen abstieg. Der internationale Austausch brach quasi vollständig weg und viele Zitrusplantagen wurden von einer Plage dahingerafft. Heute ist die Insel wirtschaftlich kaum noch von Bedeutung, jedoch spiegelt sich die Zeit der internationalen Brigaden und der voluntaristischen Experimente noch immer in ihrem Status als Sonderverwaltungsgebiet wieder. Hier gibt es manche Dinge, die es in Havanna so nicht gibt. Vieles ist günstiger, manches scheint besser zu funktionieren als im Rest des Landes. Eins jedoch lässt sich auf jeden Fall konstatieren: Die „Pineros“ wie sich die Bewohner der Insel noch immer nennen, sind genauso herzlich und gastfreundlich wie ihre Mitkubaner in andernorts.

Anreise zur Isla de la Juventud

Dass die Insel der Jugend das am wenigsten von Touristen besuchte Gebiet Kubas ist, kommt nicht von ganz ungefähr. Die Anreise ist nicht ganz billig. Grundsätzlich gibt es hierzu zwei Möglichkeiten:

Fähre Isla de la Juventud Kuba
Fähre Isla de la Juventud
  1. Mit der Fähre auf die Isla de la Juventud: Von Havanna aus bekommt man die Fährtickets im Bürp der Naviera Cubana Caribeña (NCC), welches sich im nationalen Busbahnhof (nicht Víazul-Terminal!) befindet. Um an ein Ticket zu kommen, sollte man seinen Pass mitnehmen und sich einige Tage vor der Abfahrt auf eine Reservierungsliste setzen, die Überfahrt mit der Fähre zur Isla de la Juventud kostet rund 60 CUC und  erfolgt nach einer dreistündigen Busfahrt von Batanabó an der Südküste aus.
  2. Mit dem Flugzeug zur Isla de la Juventud: Einfacher geht es, auf die Isla zu fliegen. In vielen Fällen ist ein Flug sogar die günstigere Option. Am besten erkundigt man sich bei den Büros der nationalen Fluggesellschaften (Cubana, Aero Caribbean) in Havanna nach den verfügbaren Kapazitäten.

Sehenswürdigkeiten auf der Insel der Jugend

Zwischen schwarzen Stränden und den zahlreichen Naturschutzgebieten, gibt es auf der Insel jede Menge zu entdecken. Auch Tauchfreunde sollten auf ihre Kosten kommen.
  • Nueva Gerona: Die Hauptstadt der Insel der Jugend liegt nah an der Nordküste. Sie wurde im Jahr 1830 gegründet und verfügt über einen hervorragend in Schuss gehaltenen Boulevard samt zahlreichen Parks. Günstige staatliche Restaurants und Hotels erinnern manchen Kuba-Veteranen an die 1980er Jahre, während sich auch hier in zwei bekannten Diskotheken nachts gut tanzen lässt. Übrigens: inzwischen gibt es auch auf der Isla Privatpensionen, entsprechende Adressen erkennt am blauen Anker vor der Tür.

  • Presidio Modelo: die ehemalige Haftanstalt Presidio Modelo zählt zu den beeindruckensten Freilichtmuseen ganz Kubas. Fünf riesige und begehbare Gefängnis-Rondelle mit riesigen Wachtürmen in ihrem innern erinnern an Filme wie „The Green Mile“ und andere Gefangenendramen US-amerikanischer Machart. Hier saß einst schon der junge Fidel Castro ein. Das zugehörige Museum ist gut aufbereitet und lohnt den Besuch.
  • Die Strände der Insel der Jugend lohnen einen Abstecher. Sie sind sehr naturbelassen und das direkte Gegenteil von denen in Varadero: nicht ganz so „klassisch“ türkisblau, dafür aber ruhig und fernab des Trubelsl. Neben dem Playa Paraíso, der direkt beim ehemaligen Gefängnis gelegen ist, lässt es sich auch beim extrem ruhigen Playa Bibijagua ein schöner Badetag verbringen. Die dunklen Strände sind eine Besonderheit vor allem entlang der Südküste der Isla. Die Färbung rührt von den Marmorvorkommen.
Strände Isla de la Juventud Kuba
Nicht touristisch, aber schön und ruhig
  • Tipp: Etwas südwestlich von Nuevo Gerona lässt es sich auf den Marmorhügeln prima wandern. Hier gibt es mehrere Aussichtspunkte, von denen man die gesamte Stadt gut überblicken kann.
  • Tauchen: Vor allem in der Gegend um das Kap „Punta Francés“ finden sich zahlreiche Schiffe auf dem Meeresboden in ca. 35m Tiefe. Der Punta Frances Nationalpark hat einige der beeindruckendsten Tauchplätze der Karibik mit großen intakten Riffen. Fortgeschrittene Taucher sollten den Tunnel von Cueva Azul erkunden, der besonders große Exemplare von Tarpon beherbergt. Das Ökosystem von Punta Francés beherbergt zahlreiche gefährdete Tiere. Wenn Sie einen Tauch- oder Schnorchelausflug machen, können Sie Karettschildkröten sehen. Es gibt auch Seekühe in den geschützten Gewässern. Zusätzlich gibt es an Land viele Schmetterlingsarten.
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